Von Greifswald nach Travemünde
Seit Ende Mai 2015 lag die Lassiter nach der aufregenden Fahrt über die Oder in Greifswald. Im August ging die Reise weiter mit vorerst unbekanntem Zielort. Klar war nur die Richtung: West. Na ja, da blieb als interessantester Weg die Fahrt über die Ostsee, der Küste Pommerns und Mecklenburgs entlang. Das versprach spannend zu werden, musste sich die LASSITER doch etwas länger auf See bewähren. Und dann im Eck bei Travemünde/Lübeck könnte die Fahrt wieder Binnen weitergehen. Es hat am Ende nur bis Travemünde gereicht. Aber das passt ja wunderbar um vielleicht nächstes Jahr noch etwas die dänische See zu befahren. Unsere Reiseroute mit der LASSITER ist im folgenden Bild dargestellt.
Aber beginnen wir an unserem Wohnort. Wir erreichten Greifswald mit einem Mietwagen, den wir in Singen (D) für 70 Euro pro Tag mieteten – in Kloten hätte der gleiche Wagen 170 Franken pro Tag gekostet – über Celle, eine wunderschöne Stadt nordöstlich von Hannover. Die Stadt weist über 400 Fachwerkhäuser auf und ist auch für Einkaufsfreudige eine gute Adresse da in den Erdgeschossen der meisten Häuser Verkaufsläden situiert sind. Und wo keine Läden, da Restaurants. Wir assen hervorragend im Ratshauskeller. Der Mietwagen übrigens deshalb, weil wir unseren Startort für die Heimfahrt noch nicht kannten. Und teurer pro km als der eigene Wagen ist das deutsche Angebot auf keinen Fall.
Das Wetter zeigte sich von der besten Seite und entgegen meiner Erfahrung vom Mai, wo ich doch eher im Windbreaker unterwegs war, war jetzt ganz klar Sommer angesagt. Es gab noch Einiges am Boot zu tun und die Stadt musste sich Monique auch genauer ansehen. Eine Fahrradtour nach Wieck an der Mündung der Ryck in den Greifswalder Bodden zeigte uns einen recht rauen Seegang. Wir warteten noch auf ein Abflauen des Ostwinds, genossen die besten Fischbrötchen Deutschlands auf der ‚Pommerie‘ und liefen dann am 19. August mit Ziel Stralsund aus. Der Bodden zeigte sich noch immer aufgewühlt, was mich vorerst zu einem etwas östlicheren Kurs bewog um den Seegang nicht allzu stark von der Seite auf die LASSITER loszulassen. Das hatte diese mit etwas störrischem Verhalten quittiert. Mit einer Segelyacht ist das Fahren im Seegang entschieden angenehmer, trotz Krängung! Dann Abfallen und fast Vorwind in den Stralsund, der gleichnamigen alten Hansestadt entgegen. Dort lagen wir in der ‚City Marina‘ bestens mit tollem Blick auf den Rahsegler ‚Gorch Fock I‘.
Noch einen weiteren Tag verbrachten wir im Hafen, besichtigten die Stadt und kauften nochmals ein. Der nächste Schlag war ein langer von fast 60 Seemeilen, nach Warnemünde bei Rostock. Das Wetter immer noch schön mit Nordostwind um 3 bis 5 Bf, also bestes Segelwetter. Nun, die Windrichtung war auch für die LASSITER angenehm, auf See der Küste entlang fast vor dem Wind. Nach einer interessanten Fahrt durch den nördlichen Teil des Stralsunds und das enge Fahrwasser zwischen den Inseln Hiddensee und Bock erreichten wir also die freie Ostsee und liefen vor dem Wind zum Darsser Ort, umrundeten die Landspitze bei wenig Wind um anschliessend in südwestlicher Richtung Warnemünde anzusteuern. Es frischte auf geschätzt 5 Bf auf, was uns aber nicht weiter erschütterte. Nur Segeln wäre noch schöner gewesen. Nach rund 7 1/2 Stunden rascher Fahrt liefen wir im schönen, relativ neuen und halb leeren Hafen ‚Hohe Düne‘ in Warnemünde ein. Dies eine Marina mit jeglichem Komfort und grossem Hotelkomplex. Dazu vier Restaurants mit gutem Essen. Der alte Hafen wäre maritimer, für die LASSITER aber zu eng gewesen.
Warnemünde als alter Fischer- und Handelsort mit typischen kleinen Hansehäusern war von Touristen stark frequentiert. Warnemünde ist nebst Fährhafen auch ein Anlaufhafen für Kreuzfahrtschiffe. Da ist es kaum erstaunlich, massierten Touristenströmen aus diesen 3000 Seelen Transportern zu begegnen. Zumal die Bahn aus dem Landesinneren zusätzlich für Besucher sorgt. Das hatten wir dann also bald gesehen, waren froh, im Hafen auf der anderen Seite der Warnow zu liegen, genossen das gute Wetter und ebensolches Essen und machten uns alsbald auf zum zweiten grossen 60 sm Schlag nach Travemünde. Wieder vor dem Wind surfend – ja, das geht auch mit der Motoryacht und erfordert erstaunlich viel aktives Steuern – erreichten wir ohne Zwischenfall die interessante Stadt an der Mündung der Trave. Und es gefiel uns im sehr maritimen Hafen der ‚Böbs-Werft‘ in der Nähe des Fährterminals so gut, dass wir beschlossen, das Boot da zu überwintern. Ein Hallenplatz war vorhanden, etwas teuer zwar aber mit bestem Service. Wer weiss, vielleicht bekommt die LASSITER noch einen neuen Anstrich des Rumpfs, nötig hätte sie es.
Und Monique hat es bei diesem durchgängigen Sonnenschein und Schönwetter Segeln Wind so gut gefallen, dass eine Saison in Dänemark vielleicht drin liegt. Mal sehen. Einen günstigen Ausgangshafen hätten wir mit Travemünde dafür.
Und hier noch ein paar Photos zur Reise. Diesmal mit dem Handy aufgenommen, die Sony blieb in der Kajüte. Im Nachhinein leider, während der Reise habe ich sie allerdings nicht vermisst. Zu zweit ist Anderes wichtiger.